"Die Männer sehen nachts auch nicht hübscher aus" - 4 toughe Damen bei unserer Feuerwehr

08.03.2018, 10:00 Uhr

Heute ist Weltfrauentag. Was könnte also besser passen als ein Gespräch, dass wir mit unseren aktuell vier Kameradinnen  geführt haben? Wie sie zur Feuerwehr kamen, was ihre Väter davon halten, wie wichtig es ist auch bei nächtlichen Einsätzen gut auszusehen und warum mehr Frauen zur Feuerwehr gehen sollten, verraten uns Juliette, Kira, Julia und Eyleen in diesem Interview. Gelacht wurde übrigens auch...
 
Hallo Mädels! Schön, dass ihr da seid. Ihr seid zum Teil „Quereinsteiger“ und somit nicht schon seit eurer frühen Kindheit in der Feuerwehr. Was war der Grund, weshalb ihr euch dafür entschieden habt?
 
Juliette: Ich hatte schon länger Interesse daran. Nach einem Besuch beim Tag  der Feuerwehr bin ich in die Jugendfeuerwehr eingetreten.
 
Kira: Ich bin in einer Feuerwehrfamilie aufgewachsen und es hat mich eigentlich schon immer interessiert. Anfangs fehlte mir allerdings wegen anderer Hobbies die Zeit dazu. Deshalb kam ich erst später zur Feuerwehr und war nicht in der Jugendfeuerwehr.
 
Eyleen: Bei mir war ein Einsatz, an dem mein Vater beteiligt war und zu dem ich zufällig dazukam ausschlaggebend. Vorher war ich eigentlich fest davon überzeugt, nicht zur Feuerwehr zu gehen. Das ganze Drumherum und die Arbeit der Feuerwehrleute haben mich an diesem Tag fasziniert.
 
Julia: Ich kam durch meinen Vater, der auch bei der Feuerwehr ist, dazu.
 
Gutes Stichwort, Julia. Von dreien von euch sind die Väter ebenfalls aktive Feuerwehrmänner. Wie fanden sie eure Entscheidung, zur Feuerwehr zu gehen?
 
Julia: Mein Vater fand es super. Er hat mich damals dorthin mitgenommen.
 
Kira: Mein Vater fand es anfangs gut, dass ich Interesse daran hatte. Als ich mich dann wirklich dazu entschieden habe in die Feuerwehr einzutreten, war es - glaube ich – für ihn etwas komisch. Mittlerweile findet er es super, dass ich dabei bin!
 
Eyleen: Mein Vater ist einerseits stolz. Andererseits macht er sich aber auch immer etwas Sorgen.
 
Was sagen eure Mütter und Freundinnen zu eurem Hobby?
 
Julia: Meine Mutter findet das total ok. Meine Freundinnen finden es zwar auch gut was ich mache, sagen aber, dass es für sie selbst nichts wäre.
 
Kira: Meine Freundinnen finden das total gut. Eine von ihnen möchte mittlerweile sogar selbst zur Feuerwehr. Meine Mutter war früher selbst einmal in einer Feuerwehr aktiv. Für sie ist das also eher normal.
 
Eyleen: Meine Mutter findet das gut. Allerdings macht sie sich immer Gedanken, wenn mein Vater und ich zum Einsatz müssen. Das ist aber insgesamt kein Problem. Sie unterstützt uns bei unserem Hobby.
 
Juliette: Meine Mutter findet das super. Sie hat sogar selbst schon mit dem Gedanken gespielt. Manchmal kommen aus dem Umfeld allerdings schon komische Sprüche à la „Frauen und Feuerwehr…“
 
Wirklich? Welche Sprüche muss man sich denn da anhören?
 
Juliette: Zum Beispiel, dass Feuerwehr nichts für Frauen oder Mädchen ist…
 
Julia: Ja, das stimmt leider. Viele Leute wissen gar nicht, was eine Feuerwehr wirklich tut. Durch die große Kameradschaft wird die Feuerwehr irgendwann zu einer zweiten Familie. (hier sind sich alle vier einig)

Kira: Ja, das stimmt. Der Zusammenhalt ist hier viel größer, als bei anderen „Vereinen“. Hier kommt es aufeinander an. Die Leute sind i.d.R. viel ehrlicher und authentischer. Probleme werden sofort geklärt und aus der Welt geschafft. (da stimmen ihr auch die anderen drei kopfnickend zu)
 
Alle: Bei den meisten Menschen, z.B. Lehrern oder auch im Bewerbungsgespräch, kommt das Hobby Feuerwehr allerdings gut an. Soziales Engagement wird geschätzt. Viele sind nur etwas verwundert, weil sie die Feuerwehr immer noch als reine Männerdomäne sehen.

Wie fühlt ihr euch in dieser „Männerdomäne“?
 
Juliette: Anfangs war es schon etwas komisch. Als ich zur Jugendfeuerwehr kam, war ich für eine gewisse Zeit das einzige Mädchen. Da habe ich in der ersten Zeit schon vermehrt den Kontakt zu den älteren Mädels gesucht, die als Betreuerinnen mitgeholfen haben
 
Julia: Wir packen mit an und drücken uns nicht.
 
Gab es zu Anfang auch mal „komische Blicke“ oder wart ihr sofort Teil der Mannschaft?
 
Juliette: Bei den Aktiven bin ich ja noch sehr frisch und muss alle erst langsam kennenlernen. Aber komische Blicke oder ähnliches gab es nie.
 
Eyleen: Zu keiner Zeit. Ich habe das Gefühl, hier bekommt jeder – ob Frau oder Mann – seine Chance. Das alles ohne Vorurteile.
 
Julia: Man muss sich – wie fast überall – seinen Respekt erarbeiten und Leistung bringen. Man gehört hier sehr schnell zum Team und wird herzlich aufgenommen.
 
Apropos „Leistung bringen“ und „Anpacken“… Werdet ihr bei Einsätzen und Übungen öfter auch mal etwas geschont, weil ihr Frauen seid?
 
Alle (fangen laut an zu lachen): Leider Nein!
 
Julia: Anfangs vielleicht. Das lag aber sicherlich auch daran, dass jeder der neu dabei ist ja erst einmal alles lernen muss.
 
Alle: Wir finden es gut, dass wir voll integriert werden. Alle helfen sich hier gegenseitig.
 
Bleiben wir noch kurz bei der Feuerwehr-Tätigkeit. Könnt ihr euch noch an euren ersten Einsatz erinnern?
 
Kira: Ja. War ein Fehlalarm.
 
Julia: Ja. War auch ein Fehlalarm. (alle lachen)
 
Eyleen: Ja, sehr gut. Ein Wasserrettungseinsatz an Vatertag.
 
Was war das für ein Gefühl?
 
Eyleen: Ich hatte ziemlich weiche Knie als mir klar wurde, dass ich da jetzt mitfahren darf. Ich wusste gar nicht mehr, was ich zuerst machen soll…Hose anziehen, Schuhe anziehen, Haustürschlüssel einstecken… Rückblickend muss das ziemlich witzig ausgesehen haben.

Kira: Ich war unheimlich aufgeregt. Plötzlich geht einem alles Mögliche durch den Kopf.
 
Julia: Ich war relativ gelassen. Ich hatte eine etwas längere Anfahrt zum Gerätehaus und konnte mich so gedanklich etwas „vorbereiten“
 
Nun ist unser Hobby nicht immer ganz berechenbar. Wie ist es z.B., wenn ihr mal aufgrund eines Einsatzes aus dem Schlaf gerissen werdet? Bleibt da Zeit für Eitelkeiten?

Eyleen: Nein, darüber denkst du in diesem Moment nicht nach.
 
Kira: Nein. Die Männer sehen nachts auch nicht hübscher aus. (alle fangen laut an zu lachen. Dieser Zustand hält einige Minuten an.)
 
Julia: Ja es ist schon recht witzig, in welchen Klamotten-Kompositionen die Leute manchmal zum Gerätehaus kommen.
 
Die Klamotten – mal abgesehen von unserem Dienstanzug – sind nun auch nicht gerade Lady-like. War / ist das ein Problem für euch?
 
Juliette: Das ist egal.
 
Kira: Das Aussehen ist weniger wichtig. Es war nur schwierig, bei ausschließlich Männergrößen, die Passende Größe für uns herauszufinden.
 
Julia: Für die Arbeit muss es bequem und funktionell sein.
 
Eyleen: Genau das. Da muss ich den Anderen Recht geben.
 
Abschließend: Warum sollten sich noch mehr Mädchen und Frauen dazu entscheiden, zur Feuerwehr gehen? Welche Tipps könnt ihr Unentschlossenen geben?
 
Juliette: Sie müssen sich einfach nur trauen.
 
Eyleen: Sie werden Teil einer tollen Gemeinschaft. Wie Julia vorhin schon sagte, man bekommt eine zweite Familie.
 
Kira: Ja genau. Und außerdem: Was Männer können, können Frauen auch!
 
Julia: Es ist ein Hobby für’s Leben. Man kann es überall ausüben, da es überall Feuerwehren gibt. Kommt einfach vorbei. Wir haben es auch gemacht. Und jetzt sitzen wir hier. (wieder einmal wird herzlich gelacht)
 
Ein schönes Schlusswort. Vielen Dank, Mädels!
 
 

Autor: P.Matheszul. bearbeitet: M.Mylius
Informationen:

Personen: 4 (Oppenheim)

Dauer: 1 h

Klassifizierung: SL

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