Großbrand in Oppenheim

15.11.2011, 11:00 Uhr

Um kurz nach elf Uhr in der Früh wurden die Männer der Oppenheimer Wehr an diesem Dienstag in die Anna-Seghers-Straße gerufen. Dort sollte es zu einem Gebäudebrand gekommen sein.
Die Nachbarn waren auf den Brand aufmerksam geworden als die Anwohnerin, um Hilfe rufend aus ihrem Haus gestürmt kam. Ein Nachbar, selbst Feuerwehrkamerad eilte ihr sofort zur Hilfe. Zu diesem Zeitpunkt schlugen schon die Flammen hinter der Flüchtenden aus der Wohnungstür und den Fenstern. Er kümmerte sich um sie und rief dann sofort den Notruf.
Einmal mehr erschwerte die Ampelanlage vor dem Oppenheimer Bahnhof den Floriansjüngern das Erreichen der Hauptwache. Nur auf Grund einer besonnenen aber auch mutigen Entscheidung durch den zweiten Stellvertretenden Wehrführer von Oppenheim traf das erstausrückende Fahrzeug "schon" nach neun Minuten aber nur mit drei Mann besetzt, vor Ort ein. Da die Nachbarn sich nicht sicher waren, ob sich noch eine Person im Gebäude befand, rückte der Tanker mit drei Mann zur Menschenrettung aus. An diesem Tag wurde die Feuerwehr Dienheim auf Grund der Ampelproblematik zum ersten Mal mitalarmiert, also konnte in der nächsten Zeit mit weiteren Kräften aus dem Süden gerechnet werden.
Vor Ort angekommen traf die Tankerbesatzung auf den Oppenheimer Wehrführer, der zufälligerweise mit seiner Tochter in der Nähe spazieren war. Er übernahm die Einsatzleitung, so dass ein Trupp sofort in den Innenangriff gehen konnte. Die Alarmstufe wurde, auf Grund der starken Brandentwicklung und des fehlenden Personals sofort auf B3-Großbrand heraufgesetzt. Noch während der Nachalarmierung traf die Feuerwehr Dienheim und die Feuerwehr Nierstein am Einsatzort ein. Daraufhin standen dem Einsatzleiter zwei weitere Atemschutztrupps und die mittlerweile ebenfalls eingetroffene Drehleiter zur Verfügung.
Die Atemschutzträger rüsteten sich schnellstmöglich aus. Der Angriffstrupp im Inneren berichtete über Funk von einer starken Rauchentwicklung und großer Hitze. Der eingesetzte Überdrucklüfter sorgte für eine Verbesserung der Situation, so dass die Männer durch das Foyer an den Brandherd vordringen konnten. Der eigentliche Küchenbrand und die brennende Terrasse waren im Anschluss relativ schnell gelöscht.
Allerdings entwickelte sich unbemerkt etwas was die Wehren noch Stunden beschäftigen sollte:
Das Feuer war aus den Küchenfenstern direkt in den Dachüberstand geschlagen und hatte sich von dort aus unbemerkt oberhalb der abgehängten Decken ausgebreitet.
Bemerkt wurde dies erst als ein Trupp ins Dachgeschoss wollte und auf Grund einer übermäßig starken Hitze auf der Treppe bleiben musste. Der Trupp forderte umgehend eine Abluftöffnung durch Zerstören einer Dachfensterscheibe an. Da die Arbeitstrupps noch ihre Atemschutzgeräte anlegten kümmerte sich der Wehrführer selbst um die Abluftöffnung und schlug, vom Drehleiterkorb aus, ein Dachfenster ein. Diese Maßnahme brachte für den Trupp im Innenangriff eine prompte Verbesserung der Hitze- und Rauchbelastung. So konnten die beiden Männer weiter ins Dachgeschoss vordringen und die Brandbekämpfung aufnehmen.
Anschließend wurde auch damit begonnen die Dachhaut von der Drehleiter aus zu öffnen und das Feuer im Dachstuhl im Außenangriff zu bekämpfen.
Zur Unterstützung bei der Eröffnung der Dachhaut kam dann auch noch die Feuerwehr aus Wörrstadt nach Oppenheim. Diese kam mit einer DLK 23-12 GL und einem TLF 20/40 zum Einsatz. So konnte mit zwei Gelenkdrehleitern gleichzeitig das Dach aus nördlicher und südlicher Richtung Eröffnet werden.
Der Außenangriff selbst wurde so schnell wie möglich eingestellt und die Löscharbeiten im Inneren unter Atemschutz fortgeführt, um einen Wasserschaden so gering wie möglich zu halten. Der Wasserschaden selbst ließ sich aber auf Grund der großflächigen Brandausdehnung und dem nötigen Wassereinsatz nicht mehr verhindern und dennoch blieb er im Verhältnis zum Brandschaden klein, da er nur in der Untermieterwohnung zum Tragen kam.
Gegen Nachmittag entdeckten die Kräfte sogar noch völlig unberührte Fotoalben und Versicherungsordner im Dachgeschoss, die von zwei Trupps geborgen werden konnten. Außerdem wurde der Safe der Bewohnerin aus dem Brandschutt geborgen und der Besitzerin übergeben.
Die Lösch- und Nachlöscharbeiten zogen sich noch bis tief in die Nacht. Erst um zwölf Uhr Nachts konnte der Einsatz als beendet bezeichnet werden. Durch den massiven Atemschutzeinsatz waren die Atemschutzgerätewarte ab vier Uhr nachmittags bis Einsatzende in der Hauptwache zu Gange um die E-Stelle zu versorgen und aus dem Einsatz ausgelöste Fahrzeuge mit frischen Flaschen und Masken zu bestücken. Insgesamt wurden 60 Atemluftflaschen, 23 Pressluftatmer, und 30 Masken eingesetzt.
Fazit: Ein zeitkritischer und in den ersten Minuten dramatischer Einsatz, verstärkt noch durch die Tatsache, dass alle Wehrleute die Bewohnerin, die Frau eines verstorbenen Ehrenkameraden, kennen. Einmal mehr hat sich die Ampelanlage als schwere Einsatzbehinderung herauskristallisiert. Durch einen Zimmerbrand in derselben Woche wurde dieses Problem nochmals offengelegt und die Probleme welche die FF Oppenheim seit Inbetriebnahme der Ampeln immer wieder aufzeigte endlich aufgenommen. Am 21.11.2011 fand ein Gespräch mit allen Beteiligten statt – Ergebnis:
Im Einsatzfall werden die drei B9 Ampeln abgeschaltet. Dies soll zu einer Verbesserung der Einsatzzeiten, durch schnelleres Ablaufen des Straßenverkehrs, führen.
Sehr gut funktionierte die Zusammenarbeit der verschiedenen Feuerwehren, die von allen Anwesenden als durchweg positiv bezeichnet wurde. Ebenfalls toll war die Versorgung der Feuerwehrkräfte durch den DRK OV Nierstein-Oppenheim, der mit seiner Sanitäts- und Betreuungskomponente die E-Stelle absicherte und die Einsatzkräfte mit warmen Getränken und Essen versorgte.
In diesem Zuge möchte sich die Feuerwehr Oppenheim auch bei den Fotografen Christoph Döring ( DRK ) und Herrn Schmehl, für die zur Verfügung gestellten Einsatzbilder bedanken, da die Wehrleute selbst auf Grund der fehlenden Mannschaft sich nicht selbst um den Part der Einsatzdokumentation kümmern konnten. Vielen Dank!

Informationen:

Personen: 50 (Oppenheim)

Dauer: 12 h

Klassifizierung: B3

Brand
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