Rettungstag 2007/4: Historischer Kampfjet über dem Rhein abgestürzt

18.08.2007, 15:00 Uhr

"Oppenheim 23 von Nierstein-Oppenheim, kommen!" "Hier 23" "Fahren sie dringend den Segelflugplatz an. Wir haben gerade von dort die Meldung erhalten, dass ein historischer Kampfbomber bei Trainingsflügen über dem Rhein abgestürzt ist. Wir schicken den Oppenheim 42 mit dem Mehrzweckboot raus, die 34 kommt zu ihnen!" "Ist verstanden, melden uns wieder wenn wir E-Stelle an sind!"
Dieser Alarm ist Alles, nur nicht alltäglich. Unrealistisch ist der Alarm jedoch nicht, da doch in der kommenden Woche wieder Flugzeuge jeden Types und jedem Alter über Oppenheim unterwegs sein werden. Vom 24.08 bis zum 26.08 finden in Oppenheim die Internationalen Flugtage statt und so war es fast klar, dass an diesem Rettungstag eine entsprechende Übung stattfinden würde. Was die Einsatzkräft dann schließlich wirklich vorfanden hatte trotzdem keiner erwartet.
Kaum war der Tanker in Richtung Segelflugplatz unterwegs kam der nächste Funkspruch.
"Oppenheim 23 von Nierstein-Oppenheim, kommen." "Hier 23,kommen!" "Soeben hat sich die Wasserschutzpolizei gemeldet, sie haben das Frak untersucht; es ist definitiv niemand an Bord. Es wird davon ausgegangen das der Pilot ausgestiegen ist!" "Ist verstanden, in welcher Richtung sollen wir mit der Suchen beginnen?" "Die Meldenden vom Aero-Club haben gesagt, dass er nördlich vom Flugfeld über dem Wäldchen ausgestiegen sein muss!"
Auf diese Meldung hin trennten sich der Löschug. Das Tanklöschfahrzeug begann mit seiner Suche vom Flugplatz aus in Richtung Norden, die Drehleiter begann ein Stück weiter nördlich, am Eingang zum Trimm-Dich-Pfad. Einem Jogging-Rundkurs, mit verschiedenen Sportgeräten, im Wald.
Von dem parallel verlaufenden Damm aus, erblickte der Suchtrupp der DLK dann den gelben Fallschirm im Unterholz.
Im dichten Blätterdach der Bäume hatte sich der Fallschirm in einem dicken Ast verfangen. Der Pilot hatte bei dem Sturz durch das Geäst seine Helm verloren und war hart mit dem Kopf gegen den Stamm geprallt. Nun hing er bewusstlos in seinem Geschirr. Das bedeutete für ihn gleich zwei lebensbedrohende Gefahren. Die Bewusslosigkeit selbst ist eine lebensgefährliche Situation und immer eine Notarztindikation. Hier kam aber noch zusätzlich die Gefahr des Hängetraumas hinzu. Durch die fehlende Muskelbewegung in den Beinen und Armen, wird weniger Blut zurück zum Herzen gefördert, was ein Schockgeschehen nach sich zieht. Diese Minderdurchblutung kann bis zum Tod führen.
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass das Blut in den Armen und Beinen absteht und selbst giftige Stoffe bildet. Sollte der Patient anschließend zu ungestüm gerettet werden und das gesunde Blut vermischt sich mit dem abgestandenen, vergiftet sich der Körper selbst, was auch zum Tod führen kann. In diesem Fall ist also keine "normale" Feuerwehrregel zu Rettung von Personen anwendbar, da die Crashrettung, sowie die Patienten orientierte technische Rettung Nachteile mit sich bringen. Bei dem Hauruck-Verfahren der Crashrettung vergiftet man den Körper, während man bei der langsameren Patienten orientierten techinschen Rettung den Sauerstoffmangel vergrößert. Schnelles aber behutsames Handeln ist hier gefragt.
Als die TLF-Besatzung an der E-Stelle eingetroffen war, erklärte der Gruppenführer der Drehleiter den anderen seinen Plan. An dem Baum sollte die vierteilige Steckleiter angestellt werden. Von dort aus sollt ein Festpunkt über dem Verunfallten geschaffen werden, über den man ein Seil führen würde. An dem einen Ende des Seils sollte der Pilot in eine Rettungswindel gesetzt und auf der anderen Seite das Seil mit einem Abseilknoten an einen weiteren Festpunkt angeschlagen werden.
Dann könne man den Patienten schnell und sicher ablassen.
Nach einer kurzen Beratschlagung wo man die beiden Festpunkte am besten setzt, begannen die Absturzischerer mit ihrer Arbeit.
Es klappte alles wie es vorher besprochen war und als der Pilot sicher in der Windel saß musste ein Mann auf der Leiter nur noch die Halteleinen des Fallschirms kappen. Dann ging es ganz behutsam zu Boden.
Am Boden wurde der Patient sofort von den Sanitätern erwartet, die schon während der Rettungsarbeiten die Reanimationsbereitschaft, mit Defibrillator und Sauerstoff, sichergestellt hatten.

Informationen:

Personen: 13 (Oppenheim)

Dauer: 1.5 h

Klassifizierung: ÜB

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