Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr Riva del Garda

27.10.2011, 17:00 Uhr

Noch am selben Tag fuhren die beiden Urlauber, einem Tipp des Berufsfeuerwehrmanns aus Bardolino folgend, nach Riva del Garda. Hier sollte die zweite der drei Seefeuerwehren stationiert sein. Was den Besuch obendrein noch interessanter machen sollte, war die Tatsache, dass diese Feuerwehr von Freiwilligen unterstützt würde. An der riesigen Wache in Riva angekommen waren die Besucher sicher die "große" BF-Wache am Gardasee gefunden zu haben. Als sie klingelten öffnete ein Feuerwehrmann die Tür, der offenbar gerade an etwas arbeitete. Er führte den deutschen Kameraden zu einem jungen Mann der sich als Stefano vorstellte. Es stellte sich heraus, dass Stefano Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Riva del Garda ist. Stefano erklärte dem Besucher, dass er ein wenig Deutsch sprechen würde, da die Feuerwehr Heppenheim Partnerwehr von Riva sei und er erst vor kurzem die hessischen Kameraden für eine Woche besucht hatte. Weiter stellte sich heraus, dass die gesamte Wehr ausschließlich aus Freiwilligen bestand. Und die haben nicht schlecht zu tun. Die insgesamt 50 Einsatzkräfte fahren im Jahr sage und schreibe 1000 Einsätze. Technische Unfallhilfe gehört auch hinzu, was bei dem Fahrstil einiger Einheimischer nicht verwundert, jedoch gibt es gerade einmal rund sieben schwere Verkehrsunfälle in dem Einsatzbereich der Wehr. Hierfür reichen ein Vorausrüstwagen und der Akkubetriebene Rüstsatz des HTLFs. Um in diesen Situationen aber optimal helfen zu können, hat die FF RdG gerade ihren neuen VRW in Dienst gestellt. Ein von Kofler in Südtirol ausgebauter Mercedes Sprinter bringt nun einen erweiterten Rüstsatz, eine Hochdrucklöschanlage sowie hunderte Ausrüstungsgegenstände und Werkzeuge mit an die E-Stelle. Direkt danach rückt das HTLF auf Actros zur Einsatzstelle aus. Der 18Tonner führt außer einem leichten Rüstsatz, sechs PA, 3600 Liter Wasser, 250 Liter Schaum und eine Löschgruppe mit. Im Falle eines Brandeinsatzes kann die Besatzung auch noch auf eine kleine Tragkraftspritze zurückgreifen. Aus diesem Grund ist das HTLF auch das Erstangriffsfahrzeug bei Bränden im Stadtgebiet. Sollte es jedoch zu Wald- oder Vegetationsbränden im Umland von Riva del Garda kommen bleibt das riesige HTLF erst einmal im Stall. Hierfür haben die Freiwilligen von Riva einen Unimog U100 mit 2000Litern Wasser und einer Hochdrucklöschanlage. Ebenso verfügen die Männer aus Riva über zwei Landrover Defender welche wiederum die Region typischen Löschanhänger mit sich führen. Sollte die Einsatzstelle einmal so abseits gelegen sein, dass noch nicht einmal diese Geländegänger sie erreichen können, kann die Feuerwehr auf Hubschrauberunterstützung bauen. Hierfür werden drei Außenlastbehälter bereitgehalten, welche auch als Wasserpuffer eingesetzt werden können. Für diesen Fall ist in jedem Behälter eine Hochdruckpumpe verladen.
Das in der Wache Riva del Garda kaum etwas einer „normalen“ deutschen Freiwilligen Feuerwehr entspricht sieht man an fast jedem Fahrzeug, da wundert es nicht, dass es keine ordinäre Drehleiter in Riva gibt. Eine typische DLK würde aber in den zahlreichen, engen Ortskernstraßen auch nicht weit kommen. Um trotzdem ein Hubrettungsgerät im Bestand zu haben, welches bei den vielen Hotels auch wirklich nötig ist, ließen sich die Italiener ein Sondergerät bauen. Das Hubrettungsgerät ist auf einem Fahrgestell verbaut das einem Minibagger entspricht. An der E-Stelle angekommen werden dann vier massive Stützen ausgeklappt. Diese Abstützung erlaubt den Einsatz des Teleskoparms in bis zu 23 Metern Höhe. Ein perfektes Gerät für die örtlichen Gegebenheiten. Da der "Teleskoparmbagger" auf seinem Fahrgestell aber viel zu langsam wäre, wird das ganze Gerät, gut verzurrt, auf einem Iveco Tieflader zur E-Stelle gebracht und erst dort selbstfahren eingesetzt.
Dass die FF RdG als Seefeuerwehr natürlich auch ein Boot haben muss ist klar. Die Italiener können gleich auf zwei große Mehrzweckboote, ein Schlauchboot und einen WaterSki zurückgreifen. Die persönliche Schutzausrüstung für diese Einsätze haben die Männer in einer kleinen Nische in der Wache untergebracht. In dem Wellblechraum sind Schwerlastregale installiert, auf denen die Neoprenanzüge, die Schutzhelm, Schwimmwesten und Seile ordentlich eingeräumt und immer sofort griffbereit sind.
Für jeden Einsatz werden, egal ob Brand, TH oder Wasserrettung werden die Feuerwehrleute per Funkmeldeempfänger alarmiert. Auch diese Aufgabe übernehmen die freiwilligen Wehrleute selbst. Alle Führungskräfte haben einen Dienstplan, der ihnen sagt, wann sie in der Regionalen Leitstelle Dienst tun müssen. Diese Dienste müssen die Führungskräfte das ganzen Jahr verrichten. Riva alarmiert aber nicht nur die eigenen Kräfte, sie alarmieren auch noch zwei kleinere Wehren im Hinterland.
Um die Absturzsicherung und Höhenrettung müssen sich die Feuerwehrleute bei all ihren vielen Aufgaben jedoch nicht kümmern. In der Wache am Garda See ist ebenfalls die Bergwacht stationiert. Die Männer der Bergwacht kümmern sich um die Rettung aus den Steilhängen rings um Riva del Garda. Hierfür haben sie zwei Geländefahrzeuge, einen Pickup und ein Quad. Um mit der ganzen Ausrüstung und dem Umgang damit immer vertraut zu sein, haben sich die Bergretter eine Kletterwand an der Außenwand des höchsten Gebäudes der Wache installiert.

FAZIT: Die FF Riva del Garda ist eine ganz besondere Wehr. Trotz der unwirklich scheinenden Einsatz- und Arbeitsbelastung sind die Italiener in ihrer Art und Einstellung zu ihrem Hobby herrlich entspannt und auf dem Boden geblieben. Eine wirklich tolle Wehr, mit toller Ausrüstung.

Informationen:

Personen: 2 (Oppenheim)

Dauer: 1.5 h

Klassifizierung: FS

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