Besuch der italienischen BF-Wache in Bardolino am Garda See

27.10.2011, 11:10 Uhr

Wenn einer eine Reise tut hat er was zu erzählen. So ging es auch Andreas. Er verbrachte seinen Jahresurlaub in Italien, genauer gesagt am Gardasee, sowie in Schwangau am Forgensee. Als Feuerwehrinteressierter lässt man sich so eine Chance, ganz andere Feuerwehren zu besuchen nicht entgehen. Bis man jedoch eine Feuerwehr in Italien, gerade am und um den Gardasee stationiert, findet dauert seine Zeit. Aus Zufall kamen die Urlauber, Andreas und seine Frau Sabrina, dann aber doch am Rettungszentrum in Bardolino vorbei. Beim ersten Kontakt zeigten sich hier nur ein LF 8/6 und zwei kleine Geländewagen vom Typ Defender. Typische Ausrüstung für eine mittelgroße Ortswehr. Als die Urlauber zwei Tage später aber noch einmal vorbeifuhren und einen Feuerwehrmann auf dem Hof trafen, hielten sie an und stellten sich vor. Dass sie bei dem netten Feuerwehrmann direkt auf den Wachleiter getroffen waren, wussten die Beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Auf Grund von sprachlichen Schwierigkeiten ging er einen Kameraden holen, der eine wenig Deutsch und Englisch sprechen konnte. Auch dieser Kamerad war super nett und zeigte gerne die mannigfaltige Ausrüstung der kleinen Berufsfeuerwehrwache. An diesem Tag stand einer der Geländewagen neben der Halle und ein TLF 16/25 stand in der mittleren Box. Der Feuerwehrmann erklärte uns dann, dass das kleine LF eine HLF entspricht. Es führte zwar 1500Liter Wasser und zwei Atemschutzgeräte im Aufbau mit sich, war aber von seiner restlichen Beladung rein auf technische Unfallhilfe mit allen entsprechenden Gerätschaften beladen. Im Falle eines Brandeinsatzes, wurde Ihnen erklärt, fährt das TLF 16/25 alleine raus. Neben den 2500Litern Wasser sah man diesem Fahrzeug seinen Einsatzzweck auch an den sechs Atemschutzgerätehalterungen im Führerhaus und Mannschaftsraum an. Neun Kräfte fahren dann zu jedem Einsatz, erklärt der italienische Feuerwehrmann. Der Wachführer fährt immer als Gruppenführer mit. Dass es so etwas in deutschen Berufsfeuerwehren eher seltener gibt, weiß der Italiener, bei ihnen sei das aber nötig, denn die neun Mann seien die komplette Mannschaft der Berufswache. Auf die Frage nach Verstärkung aus anderen Feuerwehren schaute der Mann fragend. Dann die Antwort: "Gibt`s nicht!" Sollte jedoch eine Drehleiter bei einem Einsatz gebraucht werden, kann diese, sowie ein GTLF, aus Verona angefordert werden. Diese Mittel sind 43 Kilometer entfernt in der Kreisstadt stationiert. Dann zeigte er den Einsatzbereich der Wache Bardolino auf einer typisch touristischen Karte, welche die Kameraden aber selbst auf die Außenwand der wunderschönen Wache gemalt hatten. Die Männer fahren von Malcesine bis zur Partnergemeinde von Oppenheim Sant Ambrogio, auch das knapp über 40 Kilometer. Außerdem sind sie für die Terrasse des Gardasees zuständig. Die Gemeinde San Zeno die Montagna liegt 600 Meter über dem Gardasee, von der Namensschwestergemeinde San Zeno am Ufer des Sees bis zur Berggemeinde dauert die Fahrt über zwanzig Minuten mit einem kompakten PKW. Über Luftlinie sind die beiden Orte gerade einmal 150 Meter entfernt. Da über diese direkte Verbindung keine Großfahrzeuge anfahren können, diese müssen die längere Anfahrt von Süden her nehmen, haben die Feuerwehrleute zwei Geländewagen-Anhänger-Kombinationen für Vegetationsbrände. Die Anhänger führen einen 600Liter Wassertank und eine Hochdruckpumpe mit. Als ob die wenigen Männer mit diesen Aufgaben nicht ausgelastet wären, müssen sich drei Mann auch noch um die Wasserrettung auf dem nahen Fluss Etsch kümmern. Hierfür betreiben die Männer ein Mehrzweckboot, vergleichbar in der Größe mit dem Oppenheimer MZB, und ein Rescue-Jetski, welches im Bedarfsfall auch auf dem See eingesetzt wird. Am See selbst sind noch zwei weitere Männer stationiert die das neue Feuerlöschboot bedienen. Im Hafen von Bardolino liegt das zwölf Meter Boot, neben kleinen Schlauch- und Festrumpfboot des Grünen-Kreuzes und der Polizia Locale.
Fazit: Elf Mann kümmern sich im Südosten des Sees um ein Gebiet, welches halb so groß wie der Kreis Mainz-Bingen ist. Trotzdem sind die Männer südländisch gelassen, fröhlich und freundlich zu Besuchern, die aus allen Europäischen und Skandinavischen Ländern immer einmal wieder die BF-Kräfte besuchen. Außerdem machen die Italiener einen unglaublich guten Kaffee, auf den sie besonders stolz sind. "Unser Kaffee ist gut und stark" so die schelmisch wirkende Aussage Augenzwinkernd, "wir müssen schließlich die ganze Nacht wach bleiben!"

Informationen:

Personen: 2 (Oppenheim)

Dauer: 1 h

Klassifizierung: FS

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